Heute ist der 8. Dezember.  Ich habe eine Woche durchgehalten und jeden Tag einen Beitrag veröffentlicht. Also ich muss sagen, das ist gar nicht schlecht für den Anfang, aber noch ist Weihnachten nicht da und die Reise geht weiter. Reise ist ein gutes Stichwort. Denn genau so fühlt es sich manchmal an als Informatiker bzw. als Web-Worker sich auf dem Laufenden zu halten.

Bernhard Kau führt ja derzeit auch einen Adventskalender-Blog (vorbei schauen lohnt sich). Am 1. Dezember berichtete er über den HTML Tag <kbd> und fragte dann seine Leser, ob es Themen Wünsche gibt über die er im Dezember schreiben soll.

https://kau-boys.de/3045/adventskalender/adventskalender-tag-1-der-kbd-html-tag#comment-371097

Bego, auch kein Unbekannter mehr in der deutschen WordPress Community, schrieb dann folgendes:

Als Wunsch für einen Beitrag ist mir spontan eingefallen: Wie hältst Du dich eigentlich auf dem Laufenden? Laufend gibt es neue Frameworks (Stylus, Vue.js), andere stehen nicht mehr so sehr im Fokus (Bootstrap/Foundation) und dauernd gibt es neue Trends in der Webentwicklung (aktuell sehe ich z.B. in Webprojekten immer mehr Konfigurationsdatei, z.B. gulpfile.js, package.json, etc., bei denen ich erst einmal nachlesen muss, wofür sie gut sind – vielleicht auch ein interessantes Thema?).

Genau hier möchte ich anknüpfen und euch mal schildern, wie ich mich auf dem Laufenden halte. Denn ich bin jetzt einfach mal so naive und Glaube, dass Bego auch diesen Post interessant finden könnte 😉

Warum muss ich auf dem Laufenden bleiben?

Die erste Frage die ich mir stelle ist, warum ich überhaupt auf dem Laufenden bleiben muss sollte. Schließlich habe ich inzwischen ein gutes Tool-Arsenal zusammen. Mit WordPress habe ich ein stabiles CMS und PHP ist schließlich auch gut zu programmieren. Ich kann ein bisschen JavaScript um am Frontend etwas anpassen zu können. Also warum sollte ich mir den Stress machen und neue Dinge lernen?

Für mich ist die Antwort einfach: Weil es neue spannende Dinge zu entdecken gibt. Ich hatte in einem Podcast vor kurzem mal über Neugier gesprochen und diese Neugier treibt mich persönlich an. Neugier schön und gut, aber was bringt mir das „neue“ Wissen jetzt? Am Ende geht es doch immer um den Nutzer / Kunden. Und dafür sollten wir unsere Techniken verbessern. Das kann dazu dienen die Performance der Webseite zu verbessern oder sicherer zu machen, denn in der Zwischenzeit sind neue Sicherheitslücken aufgetaucht und mit neuen Best-Practices kann man diesen Lücken vorbeugend begegnen.

Aber auch mir bringt das neue Wissen einen konkreten Vorteil. Sei es ein verbesserter Workflow mit dem ich effizienter und effektiver arbeiten kann oder ein besseres Verständnis für Praktiken. Alles was ich lerne wirkt sich früher oder später auf meine Arbeit aus. Denn entweder ich habe etwas Neues gelernte, was ich zukünftig in meine Arbeit integrieren werde oder ich habe eine Meinung gestärkt oder geschwächt. Gerade das letzter wird selten angesprochen aber ich sehe das als genau so wichtig an. Es ist einfach eine Meinung, die man bereits hat, mit weiteren Beispielen zu fundieren und den Eindruck zu stärken. Aber man sollte immer wachsam und offen für Neues sein. Somit sollte einem auch bewusst sein, dass Meinungen und Praktiken irgendwann überholt sein können. Das sollte man erkennen und sich dann auch getrost von diesen verabschieden können.

Wo finde ich meine News?

Es gibt viele Quellen im Internet die ich heranziehe um auf dem Laufenden zu bleiben. Das schließt Blogs, Podcasts und Konferenzen ein. Aber auch Bücher gehören dazu. Zudem bekomme ich derzeit noch viel aus der Uni mit. Dort sprechen wir zwar selten über WordPress, aber dennoch kann ich auch dort immer wieder neue Dinge lernen, die mir später im Arbeitsalltag helfen. Z.B. höre ich gerade die Vorlesung „Betrieb komplexer IT-Systeme“ und lerne sehr viele Programme praktisch kennen, die ich vorher nur theoretisch kannte.

Blogs und Podcasts

Ich möchte euch ein paar Blogs und Podcasts nennen, die mir helfen:

WP Tavern (EN) – Dieser Blog ist für mich wohl der wichtigste was WordPress News angeht. Die Autoren geben immer schnell einen guten Überblick was gerade wichtig ist. Zudem nehmen wir als WP Sofa dort sehr viele News auf, die wir euch in den Folgen präsentieren.

Tom McFarlin (EN) – Neben den technischen News und was gerade in der WordPress Entwicklung abgeht finde ich es interessant anderen über die Schulter zu gucken. Tom McFarlin ist für mich ein gutes Beispiel. Er schreibt viele Meta Posts, die mir in meiner Meinungsbildung behilflich sind. Wie schon erwähnt, Technologie ist eine Sache, aber viele Dinge drehen sich auf Meta Ebene ab und sind Technologie unabhängig.

PressWerk (DE) – Mit dem PressWerk haben wir einen guten deutschsprachigen Podcast, der sich mit WordPress beschäftigt. Ich höre gerne Simon und Thorsten zu. Ich muss zugeben, manchmal haben sie doch schon feste Meinungen, denen ich nicht immer zustimme, aber das ist auch gut so. Denn dann kommt es auch mal zu interessanten Diskussionen und man steckt nicht nur in seiner Filter-Bubble fest.

WP Sofa (DE) – Neben dem PressWerk ist auch das WP Sofa für mich sehr hilfreich. Durch die Arbeit als Host des WP Sofas muss ich mich immer wieder in neue Thematiken einlesen um mit diskutieren zu können. Die Arbeit fordert mich manchmal ganz schön heraus, weil nicht immer genügend Zeit da ist um sich ausgiebig mit dem Thema im Vorfeld zu beschäftigen, aber man lernt immer wieder dazu.

Apply Filters (EN) – Auch die Kollegen auf der anderen Seite des großen Teichs haben viel zu bieten. Empfehlenswert ist Apply Filters. 2 Erfahrene WordPress Entrepreneurs berichten hier über ihre Arbeit und WordPress.

Laravel Podcast (EN) – Neben WordPress interessiert mich inzwischen auch Laravel (PHP Framework). In diesem Podcast bekomme ich den neusten Stand des Frameworks mit und es wird auch oft über den Tellerrand geschaut.

The Laracasts Snippets (EN) – Jeffrey Way berichtet in diesem kurzen Format über Laravel, aber viel mehr teilt er seine Gedanken. Ein schöner Meta Podcast, den man auch super für andere Technologien heranziehen kann.

Full Stack Radio (EN) – Der letzte in der Liste ist Full Stack Radio. Hier spricht Adam Wathan mit Gästen über alles möglich rund um Webentwicklung. Diesen Podcast mag ich neben Laracasts Snippets besonders, weil er mich aus meiner Bubble rausholt und auch mal in andere Themenfelder schaut, die mir vorher noch unbekannt waren.

Das klingt jetzt nach ziemlich viel und das ist nur eine ganz kurze Liste von Blogs und Podcasts denen ich folge. ABER ich will dazu sagen, ich überfliege auch oft nur Dinge oder überspringe ganze Podcast Folgen. Auch meine Zeit ist begrenzt und nur weil ich verschiedenen Leuten folge heißt das nicht, dass ich alles lesen / hören muss. Also lernt zu selektieren.

Twitter

Blogs und Podcasts sind schön und gut, aber ich hab in den letzten Jahren Twitter als News-Medium für mich schätzen gelernt. Ich folge vielen Entwicklern, Apps und Portalen über Twitter. Dort bekomme ich mit, wenn sich etwas tut. Leute tweeten interessante Posts (die ich mir für später speichere und dann doch nicht lese 😅).

Aber wie schon oben erwähnt, ich selektiere viel. Nicht alles ist interessant und nicht alles was interessant ist muss von mir (jetzt) gelesen werden. Ich neige dazu mich von neuen Dingen sehr schnell mitreisen zu lassen. Dann versuche ich so viele Informationen darüber in kürzester Zeit zu sammeln und haben am Schluss einen großen Haufen ungelesener / ungehörter Beiträge, die mich schier überfordern.

Ich versuche gerade mir beizubringen neue Technologien nicht sofort zu lernen, sondern mir einen groben Überblick darüber zu schaffen. Z.B. durch einen Podcast. Dann weiß ich ungefähr was die Technologie macht und kann später entscheiden, ob ich sie brauche für ein Projekt. Erst wenn ich wirklich einen Verwendungszweck dafür habe tauche ich tiefer an.

Beispiel gefällig? Ich habe VueJS seit knapp 1,5 Jahren auf dem Schirm. Über Laravel bin ich darauf aufmerksam geworden und weiß was man damit machen kann und finde es sehr interessant. Dennoch habe ich es mir noch nicht näher angeguckt da es andere Dinge gibt, die mich in meinen Projekten derzeit weiterbringen als VueJS. Dennoch habe ich es im Hinterkopf und weiß, dass ich wohl in wenigen Monaten in einem Projekt es verwenden möchte, weil ich dann an einen Punkt angekommen bin, wo es Sinn machen könnte VueJS verwenden zu können.

Projekte – Praktisches Wissen

Das leitet mich auch schon zum letzten Teil über. Ich habe eine lange Liste von Sideprojects, die ich angefangen habe aber nicht zu Ende bringen konnte. Das ist manchmal etwas frustrierend, aber ich bleibe dran. Sideprojects verschlingen manchmal zu viel Zeit als einem lieb ist, sie sind aber besonders nützlich, wenn es darum geht neue Dinge zu lernen. Nicht immer kann man die neuste Technologie in seinem aktuellen Projekt verwenden. Entweder sie ist noch nicht ausgereift oder man verwendet bereits ein Konkurrenz-Produkt und kann nicht einfach wechseln.

Ich versuche daher mir kleine, und das meine ich ernst, wirklich sehr kleine Projekte zu suchen, die man schnell umsetzen kann. Sie sollten nicht länger als ein paar Tage dauern. Das reicht aber oftmals schon um einen ersten Eindruck zu bekommen um später entscheiden zu können, ob das neue Framework gut ist oder das Paradigma nützlich für meine Arbeit sein könnte.

Fazit

Das war jetzt viel Text. Die Essenz für mich ist viel gucken, einiges ausprobieren, wenig behalten. Am Ende könnt ihr nicht alles perfekt können also versucht es erst gar nicht. Daher sucht euch die Dinge aus, die ihr gut beherrschen wollt und die ihr für sinnvoll erachtet. Folgt nicht blind jedem Hype! Jeder Hype endet irgendwann und dann kommt schon was „Besseres“ um die Ecke. Baut euch viel mehr einen Werkzeugkasten zusammen mit Tools, die beständig und flexible sind. Dann habt ihr eine gute Basis. Sollte ihr euch dann doch mal entscheiden etwas auszutauschen könnt ihr das tun mit dem Wissen, falls es nicht klappt kann ich jederzeit zu einer funktionierenden Lösung zurück.

Veröffentlicht von Hans-Helge

Der studierte Informatiker arbeitet als Entwickler und Trainer bei ChurchTools und betreut neben eigenen Projekten einige andere Webseiten u.A. im ehrenamtlichen Bereich.

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3 Kommentare

  1. Hallo Hans-Helge,

    die wichtigste Aussage in deinem Beitrag ist für mich „lernt zu selektieren“. Manchmal erschlägt mich die Vielzahl an neuen Trends und Frameworks, aber gleichzeitig erleben wir immer noch eine sehr wechselhafte Zeit mit immer neuen Technologien.
    Als ich vor über 7 Jahren mein erstes WordPress-Projekt gestartet habe, waren Webseiten mit flexibler Breite irgendwie noch uncool und das Wort „responsive“ nicht einmal bekannt. (Der berühmte Beitrag von Ethan Marcotte über Responsive Webdesign erschien erst ein Jahr später – wieder so ein neuer Trend.)
    Die Links, die du genannt hast, werde ich mir auf jeden Fall anschauen und auch wenn wir sicherlich eine sehr unterschiedlichen Blickwinkel auf Webentwicklung und WordPress haben, ist sicher für mich etwas interessantes dabei. Vielen Dank für die Tipps!

    Liebe Grüße, Bego

    1. Ich glaube auch, dass ich an WordPress und andere Themen anders herangehe als du. Aber das ist ja weder besser noch schlechter. Wenn etwas hilfreiches für dich dabei ist ist das wunderbar und wenn nicht, würde ich mich auf einen Reaktionspost freuen um zu erfahren, was du so für Tipps hast 🙂

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