Heute Morgen hörte ich auf dem Weg zum Zug die neuste Folge SiMvon Annik Rubens. Die Folge war sehr kurz gehalten hatte mich dennoch zum Nachdenken gebracht. Seit ein paar Tagen überlegt Annik, was gewesen wäre, wenn es Social Media, wie zum Beispiel Facebook und Twitter, schon in der Vergangenheit gegeben hätte. Sie nannte als Beispiel das Dritte Reich und hat diesen Ball mal an ihre Hörer gespielt. Und ich habe mir auch mal ein paar Gedanken gemacht.
SIM #671 – Facebook, nur früher jetzt hören:
Die Frage, ob das letzte Jahrhundert oder sogar Jahrtausend anders verlaufen wäre mit Social Media ist sehr interessant. Ich habe mir über den Tag einige Gedanken gemacht und möchte diese hier mal versuchen in Worte zu fassen.
Facebook, Twitter, Blogs und Co.
Annik sprach in ihrem Podcast von Social Media, wie z.B. Facebook, Twitter und Konsorten. Sie hatte auch kurz Anne Frank als Namen fallen lassen und hier möchte ich gleich anknüpfen.
Anne Frank und ihre Tagebücher sind vielen bekannt. Ich kann mir gut vorstellen, dass gerade Anne Frank einen Blog gehabt hätte. Allerdings stellt sich die Frage, wäre dieser öffentlich gewesen oder nur für Sie? Hätte sie darin so frei geschrieben wie in ihrem Tagebuch? Ich glaube nicht, dass Anne Frank ihren Blog, falls sie einen gehabt hätte, als Instrument der eigenen Stimme verwendet hätte. Die Angst damals war wohl doch zu groß und wer sich hinter Schränken vor der Regierung versteckt hat richtig Angst.
Sicherlich gab es auch damals mutige Menschen, die Geschwister Scholl stehen hier mal stellvertretend für diese Gruppe, die ihre Stimme erheben haben und für diese Menschen und Schlüsselpersonen wäre es ein willkommenes Medium gewesen noch mehr Leser / Hörer (z.B. Podcasts und Web Radio) zu erreichen. Diese Menschen hätten wohl auch Twitter und Facebook genutzt um Menschen zu mobilisieren und zu Happenings zu motivieren.
Das Verlangen gehört zu werden war sicherlich bei den Menschen der 30er, 40er Jahre genau so vorhanden wie heute – Blickt man nur mal nach Ägypten und andere Länder. Diese Menschen nutzen die Medien um genau das zu tun. Sie nehmen die Social Media Kanäle als Megaphon.
Die politische Seite
Die neuen Medien und Möglichkeiten die damit einhergehen sind gigantisch. Aber es wäre sicherlich falsch zu denken, dass die Regierung das alles so zugelassen hätte. Wenn eine Regierung gewaltsam ihre Macht verstärken möchte oder untermauert, dann wird alles nötige dazu veranlasst um diesen Status zu erreichen. Sprich: Zensur!
Ich denke keiner widerspricht mir, wenn ich sage, dass im Dritten Reich kein freies Internet existiert hätte. Man muss dazu nur mal nach Osten schauen. China macht es im großen Stil vor und leider ist das Thema auch in Europa kein Fremdthema. Siehe nur Türkei. Erdogan hat kurzerhand YouTube und Twitter sperren lassen, weil es ihm nicht gefiel was darin über ihn stand.
Aktivisten haben bis jetzt oft genug einen Weg um die Sperre gefunden. Aber was nützt es wenn die Leute, die es erreichen soll keinen Zugriff haben?
Wäre es anders gelaufen?
Also, fragte ich mich, wäre das Dritte Reich anders verlaufen? Ich denke schon. Die Social Medien hätten viel Gegenwind in die Debatte und vor allem in den Krieg gebracht. Aber ich möchte mir nicht anmaßen zu behaupten, dass der Krieg und auch die Millionen Tote dadurch verhindert worden wären. Ich kann mir vorstellen, dass es anders abgelaufen wäre.
Ich weiß, ich habe mich in diesem Beitrag stark auf das Dritte Reich bezogen / konzentriert und andere Ereignisse des letzten Jh. außer acht gelassen. Schließlich gab es da noch einen ersten Weltkrieg, den Kalten Krieg, eine Kube-Kriese und z.B. die DDR, um nur ein paar zu nennen. Man könnte das jetzt noch mal differenziert darauf betrachten und mögliche Ausgänge auf spätere Geschehen reflektieren.
Neben diesen schrecklichen Zeiten wäre es aber auch interessant die guten Zeiten unter diesen Gesichtspunkt zu betrachten. Schließlich war das 20. Jahrhundert nicht nur schlecht.