WordCamp Europe hat sich in der WordPress Community zu einem sehr wichtigen Event gemausert. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch dieses Jahr Matt Mullenweg wieder dabei war und an einer Q&A Session teilgenommen hat. Er wurde zuerst von Om Malik Interview und hat sich danach noch einigen Fragen aus dem Publikum gestellt. Die Spannbreite der Themen war wieder einmal groß und ich hab versucht die wichtigsten Punkte mitzuschreiben.

Gutenberg Editor

Der Gutenberg Editor ist aktuell ein Projekt, dass in WordPress integriert werden soll und eine bessere User Experience liefert beim Erstellen von Texten. Matt zeigte zuerst ein kleines Demo Video und kündigte an, dass Gutenberg ab sofort als Beta Version im WordPress Plugin Directory (GitHub) zu haben sei.

Gutenberg will WordPress auf ein neues Level ziehen. Mit dem neuen Editor sollen Texte viel einfacher zu erstellen sein.

“Concept of blocks: you only have to learn about them once and they will work everywhere.” Matt Mullenweg

Matt erklärte, dass jedes Element ein Block sei. Egal ob Text, Bild oder Zitat, alles wird ein Block sein und verhält sich somit gleich. Man kann Blocks verschieben und ändern wie man möchte. Er geht aber einen Schritt weiter und erzählt, dass in Zukunft alles in WordPress solch ein Block sein könnte. Egal ob Custom Post Types oder Widgets, wenn alles ein Block wäre müsste man das Konzept nur einmal lernen.

Erwähnenswert ist, dass Gutenberg mit Mobilen Endgeräten ebenfalls klar kommt. Somit kann man schnell unterwegs seine Beiträge schreiben und editieren ohne die Fähigkeiten von Gutenberg zu vermissen.

Auf der Frage, wann Gutenberg fix im WordPress Core integriert werden wird, gab Matt kein genaues Datum. Er will erstmal sehen, dass viele Nutzer das Plugin installieren und testen. Da es noch eine Beta Version ist, ist es nicht empfehlenswert das Plugin auf einem Live System zu installieren. Erst wenn das Projekt gut getestet wurde wird es in den WordPress Core wandern. Wann das aber ist steht noch in den Sternen.

Florian hat die Demo gefilmt und in drei Tweets gepackt.

Die Konkurrenz schläft nicht

WordPress läuft zwar auf 28% aller Webseiten und ist damit ungelogen, dass meist genutzte CMS, aber die Konkurrenz ist so vielfältig aktuelle, wie sie noch nie war, meint Matt. Daher ist es wichtig WordPress weiter zu bringen und die User Experience höher zu schrauben. Das erreicht man nur wenn man immer wieder WordPress durch die Augen von Anfängern sieht um Verbesserungspotenzial zu entdecken.

Looking around WordPress with a beginner’s mindset.
Matt Mullenweg

Social Media

“I think that we have to make the user experience of reading sites/blogs as smooth and as fast as a social network.” Matt Mullenweg

Auch Social Media als solches wurde Thematisiert und die Frage wurde gestellt, ob WordPress mit jemanden wie Facebook zusammen arbeiten könnte. Matt betonte daraufhin erstmal die Wichtigkeit von Social Media. Jedoch sieht er hier eher die Plugins, die diese Lösung anstreben sollten. Er nannte Jetpack, dass viele Social Media Integrationen mitbringt.

Dennoch wird eine engere Verknüpfung von WordPress mit Social Media immer wichtiger. Bei Automattic haben sie einige Systeme mit Telegram verknüpft um bestimmte Meldungen direkt auf das Smartphone zu bekommen.

Open Web

Jeder der Matt Mullenweg kennt, weiß dass er ein großer Verfechter des Open Web ist und er möchte immer mehr Open Source sehen und diesem Ziel weiter entgegenstreben. Doch weiß er auch, dass man die Verwendung von Open Source Software nicht erzwingen kann. Vielmehr ist es die tägliche Nutzung von solcher Software, die die Mehrheit überzeugen kann, dass OSS funktioniert.

“How do you make an average person care about the open web? Most people just care about their friends on Facebook.”
Matt Mullenweg

Daher nutze das Web so wie du es gerne vorfinden möchtest. Matt möchte nämlich nicht nur Algorithmen benutzen, sondern die Möglichkeit haben selber herauszufinden wie sie funktionieren und das geht nur wenn man Zugriff auf den Source Code hat. Auch im Bereich Machine Learning kann man noch mehr erreichen. Denn viele Datensätze, die für Machine Learning Algorithmen genutzt werden, sind nicht öffentlich zugänglich.

Gedankenspiel

Danach wurde Matt in ein kleines Gedankenspiel verwickelt und erzählt was er sich vorstellen könnte, was es in 10 Jahren geben könnte. Er sprach von Sprach-orientierten Interfaces, aber betont auch, dass visuelle Interfaces trotzdem wichtig bleiben. Auch bringt er noch mal Gutenberg in die Diskussion und stellt sich vor, dass der Editor dann so einfach ist, dass jeder ihn benutzen kann und Promis damit ihre Bilder hochladen und Posts erstellen.

Zudem müssen die Daten auch jederzeit erreichbar sein und eine vollständige Verschlüsselung wäre gut. Aber dieses Ziel, so Matt, erreichen nur und wirklich nur dann wenn die User Experience besser wird.

WordPress als Suchmaschine

Ein Teilnehmer stellte dann eine Frage aus dem Publikum und stellte die These auf, dass im Grunde alle Webseiten irgendwie Suchmaschinen wären. Ach WordPress Seiten sollen dies sein. Die Fragen ist nun, kann man WordPress dahingehend verbessern, dass die Suchergebnisse besser werden und man weniger auf Firmen wie Google angewiesen sei.

Matt fand die These sehr interessant antwortete aber etwas nüchtern, dass es nicht so einfach sei und ihm auch keine einfache Lösung bekannt sei Suchalgorithmen in WordPress zu manifestieren geschweige denn, dass diese Algorithmen auf Shared Hosting Seiten laufen könnten. Denn wenn man solche Algorithmen im Stile von Google implementieren würde wären das Unmengen von Daten, die gespeichert werden müssten. Das kann kein normaler Hoster leisten.

Wer allerdings eine bessere Suche möchte, so Matt, kann das Plugin Jetpack verwenden, denn dies ermöglicht eine ElasticSearch Suche von WordPress.com zu verwenden.

 

“We have something magical: a business model which is not advertising driving.”
Matt Mullenweg

WordPress verteidigt die Redefreiheit

Ein interessantes Thema schnitt ein Fragesteller an, die sich um das Thema Redefreiheit dreht. Er wollte von Matt wissen, was WordPress (und Automattic) tut um die Redefreiheit zu erhalten bzw. wie er das Thema als solches bewertet.

Automattic und Matt persönlich nehmen das Thema sehr ernst. Denn gerade heutzutage ist die Redefreiheit wichtig. Dennoch kämpfen wir zugleich gegen Fake News und sogenannte Hate Speech (zu Deutsch: Hasskommentare). Also wie gehen wir damit um? Das ist eine schwierige Fragen, aber Automattic sieht die Redefreiheit so wichtig, dass sie selbst dafür schon mal vor Gericht gegangen seinen in den USA, so Matt. Abschließend meinte der WordPress Gründer nur, wir müssen aktiv wie möglich bleiben.

WordPress als Betriebsystem des Webs

Matt erwähnte letzte Jahr mal, dass er sich WordPress als Betriebsystem des Webs vorstellen könnte. Noch seien wir nicht 100%tig am Ziel, aber es geht voran, antwortet Matt auf die Frage eines Teilnehmers. Das Schlüsselproblem ist nach wie vor, dass es schwierig sei die Nutzer dazu zu bewegen, die neuste Version zu installieren.

Matt lässt zudem durchscheinen, dass in Zukunft mehr Möglichkeiten für individuelle Anpassungen aufkommen werden. Wie diese aussehen werden lässt er aber offen. Denn aktuell ist wichtiger, dass auch Plugins und Themes mehr Updates bereitstellen, damit diese immer aktuell bleiben.

Matt Mullenweg auf dem WordCamp Europe 2017 in Paris

Learn JS deeply

In 2015 gab Matt Mullenweg der Community eine Hausaufgabe: Lerne JavaScript! Ein Zuschauer wollte Matt’s Meinung dazu hören, wie er den aktuellen Prozess bewertet. Matt fragte erstmal den Raum wer denn schon JS gelernt hat und knapp die hälfte hob die Hand.

Mit Gutenberg ist nun ein großes Projekt erscheinen, so Matt, dass in JavaScript geschrieben ist und somit die Notwendigkeit zeigt, JavaScript als WordPress Entwickler zu können. Denn knapp 80% der Aufgaben, die die Nutzer im Backend erledigen, sind Aufgaben, die man super mit JavaScript umsetzen könnte.

Matt forderte dann die Community auf in den Gutenberg Code einzusteigen, zu verstehen wie Dinge funktionieren. Denn es geht voran und viel hat sich getan, aber wir sind noch lange nicht am Ende, so Matt’s Fazit.

Gutenberg will likely shift more of WordPress development to JS. Dig into that code.

Es wurden wieder interessante Themen angeschnitten, aber im Großen und Ganzen fand ich die Q&A Session dieses Jahr etwas fad. Sicherlich kann man nicht ins Detail gehen bei so vielen Themen und so wenig Zeit, aber ich fand das Interview und die Antworten von Matt alles etwas oberflächlich. Ich hätte da gerne etwas mehr Pepp gehabt.

Veröffentlicht von Hans-Helge

Der studierte Informatiker arbeitet als Entwickler und Trainer bei ChurchTools und betreut neben eigenen Projekten einige andere Webseiten u.A. im ehrenamtlichen Bereich.

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4 Kommentare

  1. Hans-Helge,

    es wir echt spannend. Ich bin ziemlich begeistert sowas elementares wie Gutenberg in WordPress zu integrieren. Es liegt an uns was wir draus machen!

  2. Das „Developers are users too“ ist echt schnell wieder vom Tisch 😀
    Zumindest wirkt es so, als geht ein „Code aufräumen“ in dieser Flut von Ideen wieder unter. Alle Dekaden wieder.

    „Betriebsystem des Webs“ – Jop, wie Windows.
    Da bleib ich Symfony/Laravel (als Linux/Apple des Internets) treu 😉

    1. WordPress als OS finde ich auch schwierig. Ich finde die Vielfalt macht es aus. Das es so viele verschiedene Systeme gibt im Web ist gleichzeitig Stärke und Schwäche des Webs. Aber ein System als Betriebsystem für das Web zu sehen finde ich kritisch.

  3. Normalerweise beschäftige ich mich ja nicht mit WordCamps, da aber Matt Mullenweg in der Überschrift stand, musste ich jetzt einfach mal lesen. Ich freue mich riesig auf den Gutenberg-Editor. Mir macht das Schreiben im wp-admin überhaupt keinen Spaß und ich hoffe, dass sich das mit Gutenberg ändert.

    Wie Matt schon meinte, ist wohl aktuell der beste Zeitpunkt um JS zu lernen. Mache ich auch (erst) seit letztem Jahr und es macht mir Spaß. Komischerweise. Bin gespannt wie sich WordPress in Zukunft entwickelt und danke dir auf jeden Fall, für die ausführlichen Infos. Die Infos auf der Website sind besser, als im offiziellen deutschen Blog von WP. Top!

    (Bin von Elmastudio auf deine Seite gelangt!)

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